Was ist Neuroathletik?
Neuroathletik ist ein innovativer Ansatz, der sich auf die Verbesserung der Leistungsfähigkeit durch gezieltes Training des Nervensystems konzentriert. Dieser Ansatz betont die enge Verknüpfung der drei bewegungssteuernden Systeme, dem visuellen, vestibulären und propriozeptiven System, und deren Einfluss auf die Bewegungskontrolle und die Gesamtleistung.
- Visuelles System: Das visuelle System ist entscheidend für die räumliche Wahrnehmung und die Verarbeitung von Bewegungen. Eine optimale visuelle Funktion ermöglicht es Athleten, ihre Umgebung besser wahrzunehmen und schneller auf Veränderungen zu reagieren.
- Vestibuläres System: Dieses System spielt eine zentrale Rolle für das Gleichgewicht und die räumliche Orientierung. Es hilft dem Körper, sich bei Bewegungen im Raum stabil zu halten. Eine Störung des vestibulären Systems kann die Fähigkeit beeinträchtigen, das Gleichgewicht zu halten, was die Leistungsfähigkeit verringert.
- Propriozeptives System: Propriozeption bezieht sich auf die Fähigkeit, die Position und Bewegung des eigenen Körpers im Raum wahrzunehmen. Dieses System ist entscheidend für die Feinmotorik und die Koordination. Ein gut entwickeltes propriozeptives System ermöglicht es den Athleten, Bewegungen präzise zu steuern und anzupassen.
Insgesamt zielt die Neuroathletik darauf ab, die Leistungsfähigkeit durch gezielte Stimulation und Verbesserung dieser drei Systeme zu maximieren. Arbeiten diese Systeme gut, werden Kompensationen vermieden, die zu verminderter Leistungsfähigkeit und erhöhtem Verletzungsrisiko führen.
In der Neuroathletik unterscheidet man zwischen bewusster Bewegung und reflexiver Stabilität, da beide unterschiedliche neurologische Prozesse und Funktionen im Körper ansprechen.
Bewusste Bewegung
Bewusste Bewegungen sind jene, die willentlich und kontrolliert ausgeführt werden. Das bedeutet, dass der Athlet oder die Person die Bewegung gezielt initiiert und steuert. Hierbei sind der Cortex, die Basalganglien, und das Kleinhirn aktiv an der Planung und Durchführung beteiligt. Beispiele hierfür sind gezielte sportliche Bewegungen wie ein Sprungwurf im Basketball oder das Heben eines Gewichts. Der Athlet ist dabei bewusst fokussiert auf das, was der Körper tut, und kontrolliert die Bewegungsabläufe.
In der Neuroathletik liegt der Fokus darauf, solche Bewegungen präziser und effizienter zu machen, indem die neuronalen Verbindungen im Gehirn und Nervensystem optimiert werden.
Reflexive Stabilität
Reflexive Stabilität hingegen bezieht sich auf die Fähigkeit des Körpers, unbewusst und automatisch Stabilität zu erzeugen. Hier ist das PMRF (Hirnstamm) maßgeblich beteiligt (Pons, Medulla, Formatio Reticularis).
Ein Beispiel für reflexive Stabilität ist das Gleichgewicht halten, wenn man plötzlich aus dem Gleichgewicht gebracht wird oder bei schnellen Richtungswechseln. Diese Stabilisierung erfolgt, ohne dass der Athlet bewusst darüber nachdenkt – es ist eine automatische Reaktion des Nervensystems. In der Neuroathletik wird diese Stabilität durch gezielte Übungen trainiert, die das Gehirn dazu anregen, schnelle und effiziente Stabilisationsprozesse zu automatisieren.
Durch gezielte Tests und Retests (Assessments) lässt sich die Wirksamkeit neuroathletischer Übungen schnell und unkompliziert überprüfen. Dies steigert nicht nur die Motivation und Compliance des Athleten, sondern optimiert auch die Effizienz jeder Übung, indem Fortschritte unmittelbar sichtbar gemacht werden.